Kreis Höxter (red). Die Landesregierung setzt bei Förderprogrammen für mittelständische Unternehmen den Rotstift an. Wie das Ministerium für Arbeit, Soziales und Gesundheit des Landes Nordrhein-Westfalen kurzfristig mitteilte, sollen zum Jahresende 2023 der „Bildungscheck NRW“ zur Qualifizierung von Fachkräften in Betrieben und die Förderung der „Potenzial- und Transformationsberatung NRW“ für kleine und mittlere Unternehmen ersatzlos eingestellt werden.

„Das ist ein herber Schlag ausgerechnet für unsere mittelständische Wirtschaft. Genau diese beiden Förderprogramme sind bei kleinen und mittleren Unternehmen, die sich zukunftsfest aufstellen, stark nachgefragt“, kritisiert Landrat Michael Stickeln. „Der Mittelstand ist Rückgrat unserer Wirtschaft. Die oft familiengeführten Unternehmen zeichnen sich durch hohe Innovationskraft und Standorttreue aus, sichern Arbeits- und Ausbildungsplätze und tragen maßgeblich zum Wohlstand bei.“

In Zeiten knapper Kassen seien alle Ebenen gefordert, Einsparungspotenziale auszuschöpfen. „Allerdings ist nicht nachvollziehbar, dass ausgerechnet diese wichtigen Förderinstrumente mit hoher Breitenwirkung bei unseren regionalen Unternehmen ersatzlos gestrichen werden“, so Stickeln. Gerade jetzt stünden Unternehmen im wachsenden Wettbewerb vor großen Herausforderungen durch den Fachkräftemangel, die Energie- und Klimakrise sowie den Ukrainekrieg. „Das Land sendet hier ein total falsches Signal in die Richtung der von den Kürzungen betroffenen Unternehmen“, erklärt der  Landrat.

Bildungscheck für 241 Beschäftigte

Auch für die Gesellschaft für Wirtschaftsförderung im Kreis Höxter mbH (GfW) kommt die Einstellung der Programme völlig überraschend. Seit dem Jahr 2000 übernimmt sie für das Land die Funktion der Kontakt- und Beratungsstelle und vermittelt diese niederschwel­ligen und hoch effizienten Fördermöglichkeiten an die Unternehmen im Kreis Höxter. „Die Einstellung stellt für uns einen harten Einschnitt dar. Es ist zu befürchten, dass hierdurch eine Vielzahl von wichtigen betrieblichen Fragestellungen und Problemfeldern angesichts der aktuell schwierigen wirtschaftlichen Lage in den Hintergrund rücken wird. Ich kann das MAGS NRW nur auffordern, diese arbeitsmarkt- und wirtschaftspolitische Fehlentscheidung zu revidieren“, erklärt GfW-Geschäftsführer Michael Stolte.

Seit dem Jahr 2006 gehörte der „Bildungsscheck NRW“ zu den effektivsten und beliebtesten Fördermöglichkeiten des Landes NRW zur beruflichen Qualifizierung von Beschäftigten. Im letzten Jahr konnten so im Kreis Höxter 139 Betriebe durch die GfW und die Volkshochschulen im Kreisgebiet beraten werden. 241 Beschäftigte profitierten von der betrieblichen Fördermöglichkeit. Insgesamt flossen rund 90.000 Euro als Zuschuss an die Unternehmen im Kreis Höxter.

„Besonders kritisch wirkt sich die Streichung der Bildungsförderprogramme auf Branchen im Kreis Höxter aus, die vom Fachkräftemangel stark betroffen sind“, zeigt sich Stolte besorgt. Der Großteil der Fördermittel sei Beschäftigten in Unternehmen im sozialen und pflegerischen Bereich zugutegekommen. Gerade diese Wirtschaftsbereiche hätten durch vielfältige rechtliche und organisatorische Vorgaben einen hohen Weiterbildungs- und Qualifizierungsbedarf.

Auch die „Potentialberatung NRW“ soll nach 22 Jahren Laufzeit zum 31. Dezember 2023 ersatzlos eingestellt werden. Diese Förderung von EU und Land NRW zielte auf betriebliche Maßnahmen zur Gestaltung einer modernen Arbeitsorganisation und Personalentwicklung, zur Professionalisierung der Nutzung moderner Informations- und Kommunikationstechnologien und zur Förderung der betrieblichen Gesundheit. Jährlich wurden hierfür rund 30.000 Euro an Zuschüssen an die Unternehmen im Kreis Höxter ausgezahlt.

Zum Jahresende gestrichen wird auch das erst 2022 aufgelegte Förderprogramm „Transferberatung NRW“. Das MAGS NRW gewährte hier Fördermittel zur Beratung beim Übergang zu nachhaltigen Wirtschaftskreisläufen, zu den aktuellen Themen Energieeinsparung und Klimaschutz sowie zu Fragen der betrieblichen Ressourceneffizienz. „Gerade bei diesem Förderinstrument gab es eine steigende Nachfrage bei anspruchsberechtigten Unternehmen im Kreis Höxter“, bedauert der Geschäftsführer der GfW die Streichung.

Auslaufende Förderung jetzt noch nutzen

Potential- und Transferberatung: Für Unternehmen, die von diesen Förderprogrammen noch profitieren wollen, ist jetzt Eile geboten. Bis zum 22. Dezember 2023 steht die GfW hierfür als Anlauf- und Beratungsstelle zur Verfügung.

Bildungs- und Beratungsschecks: Bereits heute schon ausgestellte Bildungs- und Beratungsschecks sowie noch bis zum 22. Dezember 2022 weitere herausgegebene Schecks behalten ihre Gültigkeit und können auch nach dem 31. Dezember 2023 beim Land NRW zur Abrechnung eingereicht werden, sofern alle anderen Fördervoraussetzungen erfüllt und die Formalien zur Abrechnung beachtet werden.

Auskunft und Beratung: Wer Fragen zur Förderfähigkeit eines Vorhabens hat, wendet sich im ersten Schritt telefonisch an die GfW unter der Rufnummer 05271 9743-0.

Foto: Kreis Höxter