Bevern (haa). Vor vier Jahren wurde das Beveraner Freibad geschlossen – jedoch nicht mit der Absicht, dass dort nie wieder jemand schwimmen soll. Vielmehr war das Ziel, das frühere Chlorbad in ein biologisch aufbereitetes Naturbad umzuwandeln. Aktuell ist der Platz noch eine Baustelle, doch in Zukunft soll hier ein Freibad mit Naturcharakter entstehen.
Dank Fördermitteln konnte sich Samtgemeindebürgermeister Thomas Junker intensiv mit dem Gestaltungsentwurf für das neue Schwimmbad auseinandersetzen. Und schnell wird deutlich: Hier wird sich einiges verändern. Denn es entsteht kein klassisches Freibad – vielmehr wird es um eine besondere Komponente ergänzt: die Natur.
„Viele denken bei einem Naturbad automatisch an einen Tümpel. Doch genau das wird es eben nicht sein. Die Besucherinnen und Besucher erwartet sauberes Schwimmwasser mit attraktiven Extras“, betont Junker.
Die zukünftigen Besucher des Naturerlebnisbads „Paula-Tobias“ – so lautet der offizielle Name – werden in einem Becken schwimmen, dessen Boden nicht mehr mit Fliesen ausgelegt ist, sondern mit einer grünen Abdeckplane. Das hat einen besonderen Grund: Die neuen Flachwasserbecken ermöglichen es den Planen, Sonnenwärme aufzunehmen und zu speichern. Eine zusätzliche Heizung zur Erwärmung des Wassers ist daher nicht vorgesehen – die Erwärmung erfolgt ausschließlich durch Sonneneinstrahlung. Grün sollen sie sein, damit die Planen möglichst naturnah wirken.
Die Betonböden des Schwimmerbeckens bleiben weitgehend erhalten. Neu sind die vier 25-Meter-Bahnen, die den Besucherinnen und Besuchern zur Verfügung stehen werden. Über eine sogenannte „Rutschtreppe“ kann das Schwimmerbecken auch vom Nichtschwimmerbereich aus erreicht werden, wodurch ein barrierefreier Zugang möglich ist.
Das etwa 50 Quadratmeter große Nichtschwimmerbecken erhält eine besondere Gestaltung: Es läuft flach in einen Sandstrand aus. Eine Betonmauer zwischen Becken und Sand verhindert, dass zu viel Sand ins Wasser gelangt. Kleinere Mengen seien laut Junker jedoch unproblematisch. Die Mauer wird zudem wasserüberlaufen sein, sodass die Besucherinnen und Besucher nicht auf eine graue Wand blicken, sondern den natürlichen Übergang wie an einem echten Strand erleben.
In der Planungsphase hat sich Junker auch mit Kindern und Jugendlichen ausgetauscht – ein Wunsch wurde dabei besonders häufig genannt: eine Rutsche. Diesen Wunsch nahm sich Junker zu Herzen – eine Folienrutsche soll künftig vom Hang direkt ins Nichtschwimmerbecken führen. Zusätzlich wird ein Schwimmtier in der Mitte des Beckens installiert – welches genau, steht noch nicht fest. Für Babys wird ein separates Becken im Sandstrandbereich angelegt.
„Das Wasser wird ganz ohne den Einsatz von Chlor gereinigt, und die Schwimmerinnen und Schwimmer werden problemlos bis auf den Boden blicken können“, erklärt Junker. Zum Einsatz kommt dabei ein sogenannter „Neptun-Filter“. Das Badewasser durchläuft verschiedene Kiesschichten, die es sowohl mechanisch als auch biologisch reinigen. Anschließend wird es flächendeckend verrieselt – das heißt, in feinen Strömen über die Kiesschichten geleitet. Dieser Prozess fördert das Wachstum von Schilfpflanzen, die zusätzlich Nährstoffe aus dem Wasser aufnehmen und es so auf natürliche Weise säubern. Für die Zirkulation sorgt das sogenannte „Pumpenbecken“: Hier wird das gefilterte Wasser gesammelt und mithilfe von Pumpen zurück in die Badebecken geleitet.
Ein neuer Beach-Soccer- und Volleyballplatz soll das Naturbad zusätzlich bereichern und sportliche Aktivitäten abseits des Wassers ermöglichen. Selbstverständlich werden auf dem Gelände auch sanitäre Anlagen für Menschen mit Behinderungen sowie Duschcontainer mit abgetrennten Kabinen zur Verfügung stehen.
Das Einlass- und Kioskgebäude gehört zu den wenigen Bestandteilen, die auch im neuen Naturbad erhalten bleiben sollen. Die ehemalige Küche wird nach der Neueröffnung als Lagerraum genutzt. Und auch für die aktuell schwierige Personalsituation scheint eine Lösung gefunden zu sein: Ein vollelektronischer Zugang über Kassenautomaten soll künftig den Eintritt regeln. Das bedeutet: Barzahlung wird nicht mehr möglich sein. Besonders für Kinder ohne EC-Karte könnte das problematisch werden. Doch auch dafür hat Samtgemeindebürgermeister Junker eine Idee: Im Rathaus sollen beispielsweise 10er-Karten erworben werden können, die am Eingang gescannt werden und zum Eintritt berechtigen.
Im Kiosk kann sich Junker künftig auch einen Verkauf über Automaten vorstellen. Besucher könnten sich dann Eis, Snacks und Getränke – sogar Pommes seien möglich – ohne Personal selbst entnehmen und verzehren. Ein Stellplatz neben dem Gebäude soll Raum für Foodtrucks bieten, die an warmen Wochenenden mit hoher Besucherzahl nicht nur Abwechslung ins Speisenangebot bringen, sondern auch durch eine attraktive Einnahmequelle profitieren. „Wir möchten, dass alles da ist, was die Besucher am Freibad so schätzen“, betont Junker.
Bis die erste Person im Naturerlebnisbad schwimmen kann, wird es jedoch noch etwas dauern. Da die Fördermittel an eine Frist gebunden sind, muss das Bad bis zum 30. Juni in einem theoretisch betriebsfähigen Zustand sein. Das bedeutet jedoch nicht, dass bereits geöffnet werden kann – denn Elektrik und Stahlbau werden noch einige Zeit in Anspruch nehmen. In der kommenden Woche beginnen der Rohrleitungsbau sowie die Abdichtung der Beckenböden. Sollte der Bau planmäßig voranschreiten, könnte das Bad im August für einen dreiwöchigen Testbetrieb öffnen. „So könnten uns die Besucher erstes Feedback geben und wir würden sehen, wie unser neugestaltetes Freibad ankommt. Der Eintritt wäre in dieser Zeit kostenlos“, hofft Junker.
Ob der Zeitplan dies zulässt, bleibt abzuwarten. Spätestens zur Badesaison 2026 soll das Naturbad definitiv seine Tore öffnen – für ein Freibaderlebnis der besonderen Art.
Hier geht es zum Video: https://www.youtube.com/watch?v=XVTozqSxQ60