Kreis Höxter (red). Es sind drei Zahlen, die im wahrsten Sinne des Wortes lebenswichtig sind: 112. Mit dieser deutschland- und europaweit geltenden Rufnummer beginnt die oftmals lebenserhaltende Rettungskette, denn mit ihr werden im Notfall Feuerwehr oder Rettungsdienst alarmiert. Zum heutigen Europäischen Tag des Notrufs informiert der Kreis Höxter über das richtige Vorgehen beim Absetzen eines Notrufs – und warum es so wichtig ist, dabei Ruhe und einen kühlen Kopf zu bewahren.
Schwere Unfallverletzungen oder lebensbedrohliche akute Erkrankungen wie Schlaganfall oder Herzinfarkt – im Ernstfall zählt jede Minute. „Deshalb bitte ich alle Bürgerinnen und Bürger: Wählen sie den Notruf lieber einmal mehr, als einmal zu wenig. Niemand sollte in Notlagen zögern, die 112 anzurufen“, so bringt Landrat Michael Stickeln die Bedeutung der 112 auf den Punkt. „Das geschulte Personal am anderen Ende der Leitung schickt schnelle Hilfe und unterstützt die Menschen am Notfallort auch bei der lebenswichtigen Ersten Hilfe.“
Die Kreisleitstelle in Brakel ist der Startpunkt der professionellen Rettungskette. Hier geht der Notruf 112 ein, rund 180 Mal am Tag klingeln die Telefone. Allein im vergangenen Jahr wurden von hier aus rund 33.000 Einsätze des Rettungsdienstes koordiniert und fast 2.000 Feuerwehr-Einsätze. „Die Mitarbeiter der Leitstelle sind erste Ansprechpartner für Hilfesuchende. Sie stellen die entscheidenden Weichen für die schnelle und effektive Notfallversorgung. Mit einer strukturierten Notrufabfrage erfassen sie insbesondere gezielt den genauen Notfallort sowie die Art und Schwere des Notfalls“, erklärt Matthias Kämpfer, Leiter des Fachbereichs Öffentliche Sicherheit und Ordnung des Kreises Höxter. Um die Hilfe schnell und zielgerichtet auf den Weg zu bringen, ist ein vollständig abgesetzter Notruf entscheidend. „Oftmals befinden sich die Anrufenden allerdings in einer psychischen Ausnahmesituation. Viele sind aufgebracht und durcheinander“, berichtet Jürgen Romund, Leiter der Leitstelle in Brakel. „Dann geht es für das Team der Leitstelle erstmal darum, zu beruhigen und die Gesprächsführung zu übernehmen. Die Kollegen sind darin sehr erfahren und auf solche Situationen vorbereitet.“
Zudem habe der technische Fortschritt die Arbeit der Leitstellenmitarbeiter in den letzten Jahren erleichtert. „Bei einem Anruf von einem Mobiltelefon werden automatisch beim Wählen des Notrufes im Hintergrund die Standortdaten des Anrufenden an die Leitstelle übertragen. Die Daten werden in den ersten Sekunden des Notrufes übermittelt und sind nach etwa 30 Sekunden bis auf wenige Meter genau. Das funktioniert auch bei deaktiviertem Ortungsdienst“, so Leitstellenleiter Romund. „Alle Daten werden von der Leitstelle direkt an die alarmierten Rettungswagen übermittelt.“
Dennoch sollte ein Notruf zur Sicherheit immer korrekt und vollständig abgesetzt werden. Dr. Hendrik Fokke Hinrichs, Ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes des Kreises Höxter, erläutert die sogenannten fünf „W‘s“, die dafür wichtig sind und die jeder Anruf bei der 112 enthalten sollte: „Wo bin ich? Was ist passiert? Wie viele Verletzte gibt es? Wer meldet? Diese Informationen sind wichtig, damit die Kolleginnen und Kollegen in den Rettungswachen in den Einsatz geschickt werden können“ Und das letzte der fünf „W“? „Das steht für Warten auf Nachfragen und ist enorm wichtig. Das Gespräch darf erst dann beendet werden, wenn der Mitarbeiter der Leitstelle keine weiteren Fragen mehr hat. Also bitte niemals einfach auflegen, bevor der Leitstellenmitarbeiter es ankündigt.“
Der ärztliche Notdienst ist unter der Nummer 116117 erreichbar
Der Hausarzt hat geschlossen, aber es liegt ein dringendes Gesundheits-Anliegen vor, das jedoch nicht lebensbedrohlich ist? In solchen Fällen ist der ärztliche Bereitschaftsdienst der richtige Ansprechpartner für Patienten. Der Bereitschaftsdienst ist bundesweit über die zentrale Rufnummer 116117 erreichbar. Anrufer erfahren dort, wo sich die nächste ambulante Notfalldienstpraxis befindet. Gegebenenfalls wird auch ein Hausbesuch eines Arztes vermittelt. „Mit der Nummer 116117 soll verhindert werden, dass Patienten in medizinisch unkritischen Situationen die Notaufnahmen der Krankenhäuser aufsuchen oder den Rettungsdienst alarmieren. Das birgt nämlich die Gefahr, dass es in tatsächlich lebensbedrohlichen Situationen zu unnötigen Zeitverzögerungen kommt“, erklärt Thomas Krämer, Leiter der Abteilung Bevölkerungsschutz des Kreises Höxter.
Foto: Kreis Höxter