Höxter (TKu). Der Weserberghof war einst eines der renommiertesten Hotel-Restaurants der Stadt Höxter. Nach der Insolvenz und 13 Jahren Leerstand wird das Hotel-Gebäude durch ein Abrissunternehmen aus Hameln gerade abgerissen, knapp ein halbes Jahr nach dem eigentlich geplanten Abrisstermin. Es soll bürokratische Verzögerungen gegeben haben, heißt es. Nun soll an gleicher Stelle ein Wohnkomplex mit 17 Eigentumswohnungen und mit ebenso vielen Tiefgaragenstellplätzen entstehen. Der Investor stammt aus Süddeutschland. Aus dem Stadtbild verschwindet damit ein einst renommiertes Hotel-Restaurant, das zuletzt vor allem durch groben Vandalismus gekennzeichnet war. Das Gebäude sollte zwangsversteigert werden, was der neue Investor mit der Begleichung der ausstehenden Summe von 30.000 Euro jedoch beglichen habe. Der Kaufpreis ist nicht bekannt, aber Ende 2020 schätzte ein Höxteraner Architekt den Weserberghof besser gesagt das Grundstück noch auf etwa 115.000 Euro Wert. Der neue Investor wird etwa 3,6 Millionen Euro in das Vorhaben investieren. Das neue Flachdach-Gebäude wird zwei Vollgeschosse und ein zurückgesetztes Penthouse-Geschoss haben. Die Wohnungen werden altersgerecht und zwischen 50 und 100 Quadratmeter groß sein. Drei Fahrstühle sind vorgesehen. Es soll auch ein Penthouse-Geschoss mit Blick auf die Weser entstehen. Das Grundstück umfasst insgesamt 2500 Quadratmeter Fläche, auf der auch Spielgeräte für Kinder installiert werden sollen.
Zur Historie des Weserberghofes: Das Gebäude ist seit 1949 baulich stetig gewachsen und blühte in seinen besten Jahren richtig auf. Betrieben wurde der „Weserberghof“ viele Jahre durch die bekannte Höxteraner Familie Krause. Der im Abriss befindliche Komplex besteht bzw. bestand aus einem Haupthaus mit einer Wohnung des Betreibers, einem Erweiterungsbau mit Fremdenzimmern aus dem Jahr 1961 sowie einem Restaurantbereich mit Kegelbahn und Clubräumen, die 1990 errichtet worden sind.
Der Großbrand am 22. August 1986 bedeutete zunächst das Aus für den Weserberghof: Ein Gast bemerkte die Flammen in der Brandnacht als Erstes. Als der Löschzug Höxter um 4.02 Uhr den Einsatzort erreichte, hatte sich das Feuer bereits auf mehrere Räume ausgedehnt. Dass sich die acht untergebrachten Hotelgäste rechtzeitig in Sicherheit bringen konnten, war der Inhaberin Renate Krause zu verdanken, die alle Gäste frühzeitig aus ihrem Schlaf riss, wie auf der Internetseite der Freiwilligen Feuerwehr Höxter zu lesen ist. Nach knapp einer Stunde waren die Flammen unter Kontrolle. Als Ursache ging die Polizei seinerzeit von Brandstiftung aus. Als die Beamten noch vor der Feuerwehr eintrafen, entdeckten sie eine eingeschlagene Scheibe und davor ein abgelegter Benzinkanister. Eine sofortige Fahndung im Nahbereich blieb aber erfolglos. Der Großbrand verursachte insgesamt eine halbe Million Mark Schaden. Das Unglück sollte aber nicht das Ende des Restaurantbetriebes bedeuten: 1990/1991 wurde noch einmal kräftig investiert und ein großzügiges Restaurant mit rund 60 Sitzplätzen sowie Kegelbahn und Clubräumen angebaut.
2009 waren zuletzt 16 Zimmer, ein gehobenes Restaurant mit 70 Plätzen, ein Saal mit 60 Plätzen sowie Außengastronomie mit Terrassen mit Weserblick Teil des Weserberghofes. Zu dem Gebäudekomplex gehörten eine Bar, ein Fitnessbereich sowie eine Kegelbahn. Über 1300 Quadratmeter Nutzfläche war auf dem insgesamt etwa 2.500 Quadratmeter großen Grundstück vorhanden. Die Küche des damaligen Besitzers war, wie viele Höxteraner:innen beschreiben, all die Jahre über Höxters Grenzen hinaus bekannt und beliebt. Anfang der 2000er Jahre liefen die Geschäfte zunehmend schlechter. 2006 folgte die erste Insolvenz. Dennoch wollte die Familie nicht aufgeben, es gab im Anschluss sogar noch größere Pläne: Die Kegelbahn im Untergeschoss sollte einem Veranstaltungsraum für 140 Besucher weichen und so noch mehr Gäste anlocken. Daraus wurde jedoch nichts. Im Sommer 2009 zog die Betreiberfamilie Krause infolge der großen Banken- und Wirtschaftskrise dann die Reißleine. Die Gäste blieben weg und das Hotel habe sich nicht mehr gerechnet. Die Kosten für Pacht und Energie seien hingegen explodiert, hieß es damals. Eine schwere Schuldenlast im sechsstelligen Bereich lastete auf dem Hotel und die Banken waren nicht mehr bereit, die Zinslast spürbar zu senken.
Nach dem Verkauf durch die Familie Krause an den rumänischen Investor aus Bukarest, der das Hotel im Jahr 2010 für rund 200.000 Euro übernahm, hatte dieser mit einem Partner große Pläne: Mit dem inzwischen verstorbenen Felsenkeller-Wirt Uwe Linsdorf plante der Investor neue Konzepte umzusetzen. 2013 kündigte Uwe Linsdorf überraschend an, im Namen des neuen Besitzers große Umbaupläne zu starten, die ein italienisches Restaurant beinhalteten. Passiert ist dann aber nichts dergleichen. 2015 versuchte der Besitzer das Gebäudeensemble für 249.000 Euro wieder zu verkaufen. Aber auch daraus wurde auch nach Preisnachlass nichts. In etwa zwei Wochen ist das mehr als 70 Jahre alte Hotelgebäude Geschichte.
Fotos: Thomas Kube