Kreis Höxter/Niesen (TKu). Ein Vorfall der skurrilen Art sorgte am vergangenen Samstagvormittag in Niesen für fassungslose Gesichter: Mitten in den Leistungsnachweis des Südkreises der Freiwilligen Feuerwehren platzte ein 68-jähriger Autofahrer – im wahrsten Sinne des Wortes. Obwohl die Strecke rund um den Übungsplatz mit Pylonen, Umleitungsschildern und Absperrbändern klar gekennzeichnet war, ignorierte der Mann sämtliche Hinweise und fuhr unbeirrt auf die für den Verkehr gesperrte Fläche. Dabei überquerte er sogar prall gefüllte Feuerwehrschläuche und brachte eine laufende Übung abrupt zum Stillstand. Sein Ziel? Eine Goldene Hochzeit in der Niesener Halle. Und die lag – zumindest aus seiner Sicht – nun mal „direkt da hinten“.
So etwas hätte er in 35 Jahren Feuerwehr noch nicht erlebt, meinte Jochen Behler, stellvertretender Feuerwehrchef von Willebadessen, sichtlich erschüttert. „Der Autofahrer ist zwischen den Pylonen hindurch und einfach über die Schläuche gefahren – trotz sichtbarer Umleitung extra für die Veranstaltung.“ Zum Zeitpunkt des Zwischenfalls waren dutzende Feuerwehrleute und Helfer vor Ort, den gesamten Tag über verteilt sogar mehr als 600 auf 67 Gruppen, die am Leistungsnachweis teilnahmen. Als der Fahrer mit seinem Wagen mitten durch das Übungsgeschehen kurvte, mussten die Feuerwehrleute die Aktion abbrechen und alarmierten die Polizei. Die Folge: rund anderthalb Stunden Zwangspause. Die Polizei bestätigte den Vorfall und sprach von einem gefährlichen Eingriff, denn die Schläuche standen unter hohem Druck. Platze ein Schlauch oder versage ein Kupplungsstück, können Menschen verletzt werden, so die Polizei.
Ob Material beschädigt wurde, ist noch unklar. Sicher ist jedoch: Der Vorfall könnte für den Bad Driburger juristische Konsequenzen haben. In Betracht kommen neben einer Anzeige wegen Sachbeschädigung auch Tatbestände wie gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr oder Nötigung. Der Führerschein des Mannes wurde vorerst nicht eingezogen, doch ein juristisches Nachspiel ist so gut wie sicher. Die Feuerwehr habe für diese Hochzeit extra umgeplant und eine Umleitung eingerichtet. „Alle anderen Gäste haben die auch genutzt“, betont Behler. Nur einer nicht: der Mann, der stur geradeaus fuhr – mitten ins Einsatzgeschehen.
Foto: Freiwillige Feuerwehr Willebadessen