Paderborn/Höxter (r). Wirtschaft trifft… heißt eine in der Region beliebte Gemeinschaftsveranstaltung des Wirtschaftsclubs Paderborn + Höxter und der IHK-Zweigstelle Paderborn + Höxter. In den Räumen der IHK Zweigstelle Paderborn + Höxter war mit Annabelle Gräfin von Oeynhausen-Sierstorpff eine Referentin zu Gast, die sich bestens in den Bereichen Kultur und Unternehmenskultur auskennt und diese für beide Seiten gewinnbringend zu vernetzen weiß. 

„Die Unternehmensgruppe Graf von Oeynhausen-Sierstorpff GmbH ist familiengeführt. Ich musste als Bürgerliche in die Adelskultur und auch in die traditionsbewusste Unternehmenskultur hineinwachsen und weiß das heute sehr zu schätzen“, so Gräfin Oeynhausen-Sierstorpff, die sich in einer Interviewrunde zunächst den Fragen von Moderatorin Stefanie Martin stellte. Bereits hier wurde klar, die Kultur sowie ihre Belange und Herausforderungen sind nach wie vor ein Herzensthema der studierten Kunsthistorikerin. In ihrem anschließenden Vortrag zeigte die 52-Jährige den rund 70 anwesenden Gästen auf, dass für sie der Begriff Kultur in zweifacher Hinsicht von Bedeutung ist. „Wir versuchen, im Unternehmen jeden Mitarbeiter durch unsere Unternehmenskultur abzuholen und an uns zu binden. Das fängt bei den Auszubildenden an und geht bei den langjährigen Mitarbeitern weiter“, so Gräfin Oeynhausen-Sierstorpff. Dementsprechend groß sei die Anstrengung der UGOS bei den internen Maßnahmen für ihre Mitarbeiter: „Wir veranstalten regelmäßige Aktivitäten für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und ihre Familien, achten auf Nachhaltigkeit und Respekt für die Leistungen jedes einzelnen.“ Beispielsweise finden die Ehrungen für langjährige Beschäftigte stets in den privaten Räumlichkeiten im Wohnzimmer der gräflichen Familie statt, die mitten im Herzen des Unternehmens, im Gräflichen Park in Bad Driburg, wohnt. Dort also, wo Caspar Heinrich Graf von Sierstorpff 1781/82 durch den Kauf der Bad Driburger Mineralquellen und den Aufbau des Kurbetriebs den Grundstein legte.

Über die Unternehmenskultur zog Gräfin Oeynhausen-Sierstorpff den Bogen zur Kultur an sich. „Sie ist bei entsprechender Qualität als Standortfaktor bedeutender und gewinnbringender für die Region, als Sportveranstaltungen. Kulturtouristen bleiben länger und bringen mehr Geld in die Region. Gleichzeitig ist der kulturelle Freizeitwert ein wichtiges Kriterium für Fachkräfte, sich für oder gegen eine Arbeitsstelle zu entscheiden. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wollen in der Freizeit etwas erleben. Daher ist es wichtig, dass die Wirtschaft auch in Richtung der Kultur denkt, sie fördert und unterstützt“, appellierte Gräfin Oeynhausen-Sierstorpff an die anwesenden Unternehmer, über den Tellerrand hinauszuschauen. Sie selbst initiiert in Bad Driburg über die Diotima Gesellschaft regelmäßig Veranstaltungen mit hochkarätigen Gästen aus ganz Deutschland. „Kultur sorgt für Identität. Im Unternehmen, weil sich die Beschäftigten daran orientieren und in der Region, weil sie Werte schafft. Umso mehr sollten sich die Verbände, Institutionen, Kulturschaffenden und die Wirtschaft am Standort Ostwestfalen-Lippe miteinander vernetzen, denn wir haben hier jede Menge zu bieten“, schloss Gräfin Oeynhausen-Sierstorpff. Laut Thomas Pfänder, stellvertretender Vorsitzender des Wirtschaftsclubs, ist die Botschaft angekommen: „Sie haben es geschafft, die Möglichkeiten der Wirtschaft im kulturellen Bereich, um eine Perspektive zu erweitern, die über die reine Spende hinausgeht. Ich denke, dass wir den Gedanken künftig deutlicher beachten und nach Anknüpfungspunkten suchen werden.“

Foto: Mark Heinemann