Höxter (red). Der Garten der Studenten: Zwei zukünftige Landschaftsarchitektinnen aus Höxter und Beverungen haben einen bundesweiten Nachwuchs-Wettbewerb gewonnen. Ihr Entwurf soll auf dem Wall umgesetzt werden.

Distel, Brennnessel und Klette werden in unseren Gärten normalerweise unbarmherzig ausgerissen. Zwei Landschaftsarchitektur-Studentinnen von der Technischen Hochschule OWL in Höxter geben ausgerechnet diesen sonst verpönten Wildkräutern in ihrem Garten zur Landesgartenschau eine Chance. Die beiden haben mit ihrem Konzept einen bundesweiten Nachwuchs-Wettbewerb gewonnen, der gemeinsam vom Bund Deutscher Landschaftsarchitekten (bdla) und der Höxeraner Gartenschaugesellschaft ausgelobt worden war. Lena Louven aus Kempten am Niederrhein (jetzt Höxter) und Janina Wohlfahrt aus Beverungen können sich jetzt über ein Preisgeld von 2.000 Euro freuen – und darüber, dass ihr Garten auf dem Wall in Höxter tatsächlich bis 2023 entstehen soll.

„Wir freuen uns besonders, dass zwei Studentinnen der heimischen Hochschule den Sieg davontrugen“, betont LSG-Geschäftsführer Jan Holsteg. Insgesamt hatten sich 41 junge Landschaftsarchitekten und Studierende aus dem gesamten Bundesgebiet für den Wettbewerb registriert, der zum zehnten Mal vom bdla und der jeweiligen Durchführungsgesellschaft der nordrhein-westfälischen Landesgartenschauen ausgerichtet wurde. 18 Entwürfe wurden eingereicht und von einer Jury anonymisiert bewertet, so dass niemand bevorzugt werden konnte. „Dieser Entwurf ist besonders pfiffig und hat fachlich überzeugt, weil er zeigt, wie man mit der Natur gärtnern und einen Beitrag zur Artenvielfalt leisten kann“, sagt Martin Gasse, Landschaftsarchitekt aus Paderborn. Er war vom bdla mit der Durchführung des Wettbewerbs betraut worden.

„Unkraut wird nicht verbannt, sondern hervorgehoben und inszeniert“, beschreiben Lena Louven (24) und Janina Wohlfahrt (22) ihre Idee. Dabei werden Brennnessel, Distel, Klette und Karde nicht etwa regelmäßig gejätet, sondern bewusst gepflanzt und mit traditionellen Gartenstauden kombiniert. Der Garten ist durchzogen von niedrigen Lehmmauern, die das Baumaterial der Höxteraner Fachwerkhäuser aufnehmen und Insekten das Nisten ermöglichen. Die Wege im Gewinnergarten werden mit modernen Stahlgittern belegt, unter denen es auch grünen kann.

„Das urbane Metall schafft einen interessanten Gegensatz zur grünen Umgebung“, so Martin Gasse. Der Garten der beiden Studentinnen im siebten Semester sei ungewöhnlich, pflegeleicht und innovativ zugleich. Es gibt schattenspendende Bäume und Ruhebereiche mit Sitzkissen für die Besucher.

Gasse ist sich sicher, dass der Garten am Wall bei den Gartenschau-Besuchern für Diskussionen sorgen und provozieren wird: „Die werden sich fragen: Gehört sich das so? Wer sorgt denn hier für Ordnung?“ Denn der studentische Garten werde bewusst einen „wilden“ Kontrastpunkt zu den perfekten Hausgärten auf dem Wall setzen. Auch LGS-Geschäftsführerin Claudia Koch ist begeistert: „Ein toller Beitrag, auf den wir sehr gespannt sind und über den sicher viel gesprochen werden wird“.

Die beiden Gewinnerinnen werden ihr Konzept jetzt ausgehend von den Anregungen der Jury noch einmal überarbeiten. Zur Landesgartenschau 2023 soll er dann auf einer 265 Quadratmeter großen Fläche auf dem Wall im Bereich der Themengärten verwirklicht werden. Aktuell werden die besten Wettbewerbsbeiträge auf der Homepage der Landesgartenschau (www.landesgartenschau-hoexter.de/aktuelles/green-mix-garden) ausgestellt.

Zwei dritte Preise (dotiert mit jeweils 1.200 Euro) wurden vergeben an Theresa Nöke aus Meschede und Adrian Lichnowski aus Hamburg (beide Absolventen der Leibniz Uni Hannover) sowie an Tobias Schlottbom aus Raesfeld (Hochschule Osnabrück). Eine Anerkennung (600 Euro) wurde Patrick Putzig aus Heidelberg (Fachhochschule Weihenstephan und Uni Kassel) ausgesprochen.

Foto: Lena Louven/Janina Wohlfahrt