Höxter (TKu). 25 einzigartige Holzschnitte des bekannten jüdischen Künstlers Jakob Pins, der aus Höxter stammte und während der Zeit des Nationalsozialismus nach Israel immigrierte, kamen am vergangenen Samstag bei einer Versteigerung im Jakob-Pins-Forum in Höxter „unter den Hammer“. 25.200 Euro sind bei dieser erstmalig durchgeführten Auktion zusammen gekommen, die in das Museum „Jakob Pins“ reinvestiert werden sollen. Der Erlös der Versteigerung soll für die Neugestaltung der jüdischen Ausstellung im Pins-Forum verwendet werden. „Die vom expressionistischen Künstler Jakob Pins selbst signierten, datierten und nummerierten Holzschnitte stammen aus seinen unterschiedlichen Lebensphasen, die einen Querschnitt durch sein Lebenswerk aufzeigen und in unterschiedlichen Motiven, Formaten und Farben vorhanden sind“, weiß Museumskuratorin Julia Diekmann zu berichten.

Mit dabei waren auch sogenannte „Artist-Proof-Abzüge“, die der Künstler als Probeabzug für sich selbst angefertigt hat, die aber auch in anderen Varianten noch vorrätig sind. In die Auktion eingestellt wurden jedoch nur Holzschnitte, von denen im Jakob-Pins-Forum mehr als zwei gleiche Exemplare vorhanden sind, erklärte der neue Vorsitzende des Jakob-Pins-Forum, Dr. Wolfgang Avenhaus, bei der Auktionseröffnung. Die 25 unterschiedlichen originalen Holzschnitte sind eine Auswahl von insgesamt 300 bekannten Werken, die Jakob Pins in seinem Leben angefertigt hat. Jeder Holzschnitt habe seinen eigenen Charakter, weil sie Jakob Pins nicht mit der Druckpresse, sondern mit der Hand abgezogen hat. Die Holzmaserung spiele bei allen seinen Kunstwerken eine große Rolle, erklärte die Museumskuratorin Julia Diekmann vor der Auktion. Unter den versteigerten Bildern war auch ein sehr früher Holzschnitt: „Die Agave“ von 1944, ein noch sehr fein gegliederter Schnitt, für den Pins seinen ersten Kunstpreis in Israel erhalten hatte. Versteigert wurden aber auch Holzschnitte aus den letzten Jahres seiner Schaffenszeit, wie die Weserlandschaft mit dem Ziegenberg im Hintergrund aus dem Jahr 2000. Viele seiner in Israel angefertigten Bilder hätten einen regionalen Bezug zu Höxter. Die Region und die Landschaft in der er groß geworden ist, haben ihn zeitlebens nicht losgelassen, erklärt Julia Diekmann.

Seit den frühen 1980er Jahren hatte Jakob Pins wieder regen Kontakt nach Höxter und war auch zu Besuch in seiner alten Heimat. Das Weserbergland sei bei den Werken Pins stets ein starkes Identifikationsthema gewesen: der Wald, die Weser und die Berge, so Diekmann. Das Bild „Die Löwen von Delos“, das eine antike Stätte in Griechenland abbildet, sei ein außergewöhnliches Bild, das in der Versteigerung unter den Hammer kam, meinte die Museumskuratorin. Ebenfalls ein sehr beliebtes Bild war auch „Der Reiter in der Wüste“, das vom Jakob-Pins-Forum auch als Nachdruck verkauft wird. Unter den weiteren Holzschnitten befanden sich auch zwei Selbstporträts des Künstlers sowie einige Tierbilder, die Pins stets eine Inspiration gewesen seien. Sehr häufig abgebildet wurden beispielsweise Stiere, Hähne oder Vögel. Das am teuersten versteigerte Bild war ein Selbstporträt: Jakob Pins im roten Pullvover. Der Erlös der Versteigerung soll komplett für die Umgestaltung der Museumsabteilung zur Geschichte der jüdischen Bevölkerung in der Stadt Höxter im Obergeschoss des Jakob-Pins-Forums verwendet werden. Die Abteilung soll modernisiert werden und der Fokus umgelegt werden, wie Julia Diekmann erklärt. Geplant ist eine Art Biografie-Station und der verstärkte Einsatz von digitalen Medien. Größtenteils sei die Finanzierung gesichert, es gebe aber immer noch eine Finanzierungsdifferenz, die durch die Einnahmen gedeckt werden sollen. Das Pins-Forum war sehr froh über einen wahrhaftig lebhaften Bieter-Wettbewerb. Als Auktionator fungierte der bekannte Kulturschaffende Hans-Hermann Jansen, der den Bietern die Bilder „zum Ersten, zum Zweiten und zum Dritten“ und mit viel Charme und Sympathie zusprach.

Biografie des Jakob Pins: 1917-2005: Jacob Pins wurde wurde 1917 als Sohn eines Tierarztes in Höxter geboren. Seine Mutter führte das elterliche Bekleidungsgeschäft. Unmittelbar nach der nationalsozialistischen Machtergreifung ging er 1933 mit der Mittleren Reife vom Gymnasium ab, um sich in einem Kurs der Hachschara in Stettin auf die Auswanderung nach Palästina vorzubereiten. Nach einem letzten Besuch bei den Eltern in Höxter floh er 1936 aus dem nationalsozialistischen Deutschland und arbeitete in Palästina zunächst in einem Kibbuz. Seine Eltern sah er nie wieder, sie kamen im Konzentrationslager Buchenwald ums Leben. 1939 an Polio erkrankt, studierte Pins nach der Schließung des Kibbuz ab 1941 mit einem minimalen Stipendium bei dem ebenfalls aus Deutschland emigrierten (jüdischen) Expressionisten Jacob Steinhardt. Eine erste Ausstellung seiner Holzschnitte brachte ihm 1945 den ersten Erfolg. Viele weitere Ausstellungen der Gemälde und Holzschnitte in allen Teilen der Welt folgten. Ab 1956 unterrichtete er an der Bezalel-Akademie für Kunst und Design in Jerusalem, die ihm 1978 die Professur verlieh. 2002 stiftete er seinen äußerst umfangreichen künstlerischen Nachlass den Bürgern der Stadt Höxter, der seit 2008 im Pins-Forum ausgestellt ist. 2003 verlieh ihm die Stadt Höxter die Ehrenbürgerschaft, nachdem er bereits vorher zum Ehrenbürger von Jerusalem ernannt worden war. Jacob Pins verstarb am 4. Dezember 2005 in Jerusalem und erlebte die Begründung des Pins-Forum selbst nicht mehr mit.

Fotos: Thomas Kube