Godelheim (TKu). Wenn Musik Geschichte schreibt, dann klingt es nach Trommeln, Flöten, Pauken und Trompeten: Der Spielmannszug Godelheim hat am Wochenende sein 75-jähriges Bestehen gefeiert. Beim Jubiläums- und Stadtmusikfest wurde nicht nur musiziert, sondern auch geehrt, erinnert und vor allem: gemeinsam gefeiert. Besonderer Applaus galt zwei Urgesteinen des Vereins: Rudolf Lammert und Meinolf Grawe. Beide sind fast so alt wie der Spielmannszug selbst – und stehen immer noch mit dem Schlagzeug bei Festzügen und Auftritten im Einsatz. Vorsitzender Uwe Hülkenberg würdigte die beiden rüstigen Musiker mit den Worten: „Sie sind bei jedem Fest aktiv und sicher das älteste Schlagzeug im Kreis Höxter oder sogar in ganz Ostwestfalen.“ Für ihre jahrzehntelange Leidenschaft wurden sie mit der Landesehrenplakette des Niedersächsischen Musikverbandes ausgezeichnet – unter großem Applaus auf der Bühne vor dem Dorfgemeinschaftshaus.
Rudolf Lausen und Rudolf Höxtermann wurden für ihre 75-jährige Treue zum Spielmannszug ausgezeichnet. Beide waren kurz nach der Gründung im Jahr 1949 eingetreten – ein Leben für die Musik, das heute fast ein Jahrhundert umspannt. Musik als verbindendes Element: Der Ursprung des Vereins liegt im Wartesaal des Bahnhofs – dort trafen sich 1949 fünf Musikbegeisterte, um den Spielmannszug ins Leben zu rufen. Aus dieser kleinen Idee wurde ein großer Klangkörper mit heute rund 180 aktiven und passiven Mitgliedern, der tief im Dorf verwurzelt ist. Ein eindrucksvolles Zeichen dafür war das sommerliche Festwochenende, das der Verein als Gastgeber des Stadtmusikfestes nutzte. Den Auftakt bildete der Große Zapfenstreich am Freitagabend, gefolgt von einem Konzert gemeinsam mit der Blaskapelle Godelheim und einer stimmungsvollen Jubiläumsparty. Am Samstag folgte dann das musikalische Herzstück des Wochenendes: Musik nonstop von 14 bis 21 Uhr – ein Novum bei einem Stadtmusikfest. Acht befreundete Spielmannszüge und Blaskapellen waren der Einladung gefolgt und erfüllten Godelheims Mitte mit Klang, Freude und Gemeinschaft.
Flashmob der besonderen Art: Ein besonderes Highlight setzte Vorsitzender Uwe Hülkenberg mit einem musikalischen Flashmob: Mitten im laufenden Festgeschehen wurden die Musiker spontan zum Gemeinschaftsspiel aufgerufen. Als „Preußens Gloria“ und der „Lieben-Marsch“ angestimmt wurden, griffen die Spielleute zu ihren Instrumenten – egal, ob am Getränkestand oder Kaffeetisch. Aus allen Ecken erklangen die Töne, das Publikum war begeistert. Ebenso geschätzt: das von den Vereinsfrauen gestaltete Kuchenbuffet, das den Nachmittag versüßte. Der anschließende Festakt mit zahlreichen Ehrungen unterbrach kurz das Musikprogramm, war aber ebenso herzlich und lebendig wie der Rest des Wochenendes.
Bürgermeister Daniel Hartmann brachte es in seiner Ansprache auf den Punkt: „75 Jahre Spielmannszug Godelheim, das ist nicht nur ein Geburtstag, sondern ein musikalisches Lebensgefühl.“ Die Gründung im Bahnhof habe sich zu einer Institution entwickelt, die weit über die Musik hinauswirkt. Musik verbindet halt Generationen! Ein besonderes Lob sprach Hartmann der vorbildlichen Jugendarbeit des Vereins aus. Viele junge Musikerinnen und Musiker bringen sich mit Begeisterung ein – ein Verdienst auch der langjährigen Mitglieder, die ihr Wissen weitergeben. „Wer mit zwölf zum ersten Mal die Trommel schlägt, lernt nicht nur Taktgefühl, sondern auch Teamgeist“, so Hartmann. Der Spielmannszug sei eine tragende Säule der Dorfgemeinschaft: „Dorfaktivisten mit Notenmappe.“
Auch der Vorsitzende des Stadtmusikverbandes, Christopher Wallisch, hob die verbindende Kraft der Musik hervor: „Wir sind hier, weil uns alle etwas verbindet: der Spaß an der Musik. Sie ist mit das Wichtigste im Leben.“ Für Uwe Hülkenberg, der den Verein seit 1995 führt, war das Jubiläumsfest ein emotionaler Höhepunkt. Noch nie in seiner Amtszeit habe er so viele befreundete Kapellen gemeinsam erlebt. „Das ist gelebte Musikfreundschaft“, sagte er sichtlich bewegt. Und so zeigte sich an diesem Wochenende in Godelheim: Die Freude an der Musik lebt weiter – über Generationen hinweg. Und mit ihr der Spielmannszug, der mit 75 Jahren zwar alt an Jahren, aber jung an Klang geblieben ist.