Höxter (red). Blutvergiftung, psychosoziale Belastungssituationen, Reanimation – nicht immer läuft der Weg ins Leben ohne Komplikationen. Mehr als 100 Hebammen haben sich jetzt in Höxter auf derartige Notfall-Situationen vorbereitet. Zum vierten Mal hat das Brakeler Unternehmen Jan-Niklas Spiegel Medical-Training diese Veranstaltung ausgerichtet.
Hebammen aus ganz Deutschland sind auch in diesem Jahr dazu ins Hotel Niedersachsen nach Höxter gekommen. „Aus der wilden Idee, die Anfang 2021, noch mitten in der Pandemie, entstanden ist, ist mittlerweile ein etablierter Kongress geworden“, freute sich Jan-Niklas Spiegel. Getreu des Mottos „Jedes Jahr ein bisschen besser“ versuchten sein Team und er, nicht nur inhaltlich fundierte, sondern auch kurzweilige Themen an die Hebammen weiterzugeben, sagte er bei der Eröffnung des Kongresses. Zwei Tage lang konnten sich die Teilnehmerinnen in Fachvorträgen und Workshops fortbilden. Darüber hinaus gab es auch eine so genannte „Skills-Area“. „Hier haben die Teilnehmerinnen in den Kongresspausen die Möglichkeit, die Reanimationsmaßnahmen eigenständig unter fachkundiger Anleitung zu trainieren und zu vertiefen“, erläutert der Initiator der Veranstaltung.
Wie er weiter ausführt, sind Hebammen per Berufsordnung verpflichtet, sich beruflich fortzubilden. Spiegel: „Innerhalb eines Zeitraums von drei Jahren müssen der zuständigen Behörde mindestens 60 Unterrichtsstunden nachgewiesen werden. Hiervon sind 20 Stunden auf dem Gebiet des Notfallmanagements abzuleisten.“ Und eben diese Behörde hat gewechselt: Seit dem 1. April des vergangenen Jahres ist die Zuständigkeit für die Anerkennung von Hebammenfortbildungen von den Gesundheitsämtern der Kreise auf die Bezirksregierung übergegangen. Jan-Niklas Spiegel freute sich, mit Regierungspräsidentin Anna Katharina Bölling die Behördenchefin für ein Grußwort zum Auftakt des Kongresses gewonnen zu haben. „Dieser Kongress ist ein wichtiges Forum, um aktuelle Herausforderungen in der Geburtshilfe zu diskutieren, innovative Lösungen zu entwickeln und den fachlichen Austausch zu fördern“, führte die Regierungspräsidentin aus. Angesichts der angekündigten „praxisnahen Hands-on-Workshops“ und des „kollegialen Austausches“ passe der Kongress auch wunderbar in die Region Ostwestfalen-Lippe. Hebammen leisteten einen unverzichtbaren Beitrag für die Gesellschaft. „Sie begleiten Familien in einem der intimsten und prägendsten Momente ihres Lebens – der Geburt eines Kindes“, sagte Anna Katharina Bölling, die auch von ihren eigenen Erfahrungen als Mutter eines Zwillingspärchens berichtete. „Ich habe viele wunderbare Erinnerungen an die Zeit. Ich glaube, dass man eine lebenslange Bindung zur Hebamme aufbaut“, so die Regierungspräsidentin, die den Frauen auch ihren persönlichen Dank als Mutter überbrachte.
Die Bezirksregierung Detmold sei sich der besonderen Bedeutung der Hebammenarbeit bewusst und unterstütze daher Initiativen, die die Qualität der geburtshilflichen Versorgung sicherten und weiter verbesserten. „Dazu gehört auch die Zertifizierung von Fort- und Weiterbildungen, wie sie dieser Kongress in hervorragender Weise ermöglicht“, erklärte die Behördenchefin. Denn nur durch kontinuierliche Professionalisierung und den Austausch von Best Practices könnten die Hebammen den hohen Anforderungen in der Geburtshilfe gerecht werden. Dabei gehe es auch darum, dem Fachkräftemangel in der Region zu begegnen. Zehn Dozentinnen und Dozenten haben beim Hebammen-Notfallkongress zwei Tage lang ihr Wissen weitergegeben.
Foto: Jan-Niklas Spiegel