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Samstag, 23. November 2024 Mediadaten
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(links) Alexander Lehmann (Bundes-SGK) und Brendan Lubs (SPD Höxter)

Höxter (red). Alle Jahre wieder – dies könnte der Titel eines Fernsehfilmes sein oder die zu Anfang 2023 entstandene, wohl nicht erste Diskussion um den Hindenburgwall in Höxter. Kommunale Politiker stehen vor der Entscheidung, ob eine Umbenennung erfolgen sollte und der Bürger fragt sich mittlerweile auch: was ist hier der richtige Weg? Dies hat die Sozialdemokratische Gemeinschaft für Kommunalpolitik (SGK) vom Kreis Höxter zum Anlass genommen, den Themenkomplex „historisch belastete Straßennamen“ gesamthaft zu beleuchten und Beispiele aus der Region intensiv zu untersuchen.

Der Historiker Alexander Lehmann von der Bundes-SGK hat dazu die interessierten Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf eine Reise durch die Geschichte mitgenommen: Angefangen im Mittelalter, als sich erste Straßennamen etablierten, mit einem anschließenden Zwischenstopp bei der Zeit des Nationalsozialismus, als sehr viele Städte einen Namen besonders oft einsetzen bis zur Aufarbeitung der Straßennamen in den letzten Jahrzehnten, hat Herr Lehmann einen umfassenden, teils schon sehr intensiven Überblick zu dem Thema gegeben. Eine wichtige Aussage dabei ist, dass öffentliches Gedenken nicht dazu dienen darf, wirklich kritische Personen zu schützen – erst die gesellschaftspolitische Auseinandersetzung mit den jeweiligen Personen unter Berücksichtigung der geschichtlichen Situation der Zeit, zu der diese Personen lebten, wird im Rahmen einer Abwägung ergeben, ob es noch heute gerechtfertigt ist, den Straßennamen zu belassen oder ob es (nunmehr) geboten ist, dies zu ändern.

Dies verdeutlichte Herr Lehmann an drei Beispielen aus der Region und zwar Agnes Miegel, Hermann Löns und Heinrich Sonrey. Jedes Beispiel aus der Region unterzog Herr Lehmann einer geschichtlichen und persönlichen Untersuchung. Dabei begann er bei der jeweiligen Person, stellte deren Leistungen und die Motivation der Straßenbenennung dar, setze dies in den historischen Kontext und hinterfragte anschließend die Validität der Entscheidung, wie eine Abwägung erfolgen könnte, ob es weiterhin gerechtfertigt sein könne, dass der Straßennamen beibehalten könne. Für viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer überraschend war beispielsweise der Umstand, dass sich Agnes-Miegel, Namenspatin einer Straße in Höxter, Zeit Ihres Lebens bis in die 60iger Jahre nicht vom Nationalsozialismus distanziert hat. Für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein gutes Beispiel, dass eine Aufarbeitung mit den Namen in jedem Fall sinnvoll ist

Von besonderer praktischer Bedeutung waren die Darstellungen und Beispiele anderer Städte, zur Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger und welche möglichen Ansätze es gibt, sofern ein systematischer Ansatz gewählt wird. In jedem Fall sollten die betroffenen Kreise möglichst frühzeitig und umfangreich beteiligt werden; manche Kommunen haben dies als Anlass genommen, über eine teils wissenschaftlich besetzte Kommission die Straßennamen in ihren Städten gesamthaft zu untersuchen und Handlungsempfehlungen zu erarbeiten. Denn nicht wenige Städte haben noch historische Überbleibsel, die man nicht alle auf den ersten Blick erkennt und für die der gesellschaftliche Diskurs ggf. noch nicht erfolgt ist.

Die Veranstaltung kam zur richtigen Zeit – ist es nicht an der Zeit für Höxter zu prüfen: wollen wir eine Agnes-Miegel-Straße wirklich beibehalten? Wer kennt die Geschichte um Ludwig Eichholz? Es gab bereits Diskussion, Anträge und auch einen gesellschaftspolitischen Diskurs, aber kann man diese Entscheidungen auch heute noch so vertreten und stehen lassen? Gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Weltpolitik ist es längt überfällig, dies erneut auf die kommunalpolitische Agenda zu nehmen und kritisch zu hinterfragen.

Foto: Brendan Lubs

 

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