Höxter (red). Tennis ist ihre große Leidenschaft. Der Tennisverein Rot-Weiß Höxter hat mit Dr. Maike Stein ein echtes Ass auf dem Tenniscourt platziert. Mit dem Team Damen 30 spielt sie seit drei Jahren in der Regionalliga West, der höchsten deutschen Spielklasse dieser Altersgruppe. Aber dieses Hobby muss genauso pausieren wie ihre berufliche Tätigkeit als Ärztin. Denn Maike Stein befindet sich bis September 2019 in Elternzeit. Ihre kleine Tochter ist gerade ein paar Wochen alt und ein richtiger Sonnenschein. Dr. Stein ist neue Botschafterin für die Region plus X und repräsentiert den Bereich der Landarztversorgung, der zukünftig in die Standortinitiative aufgenommen werden soll. Dass Dr. Maike Stein sich als Ärztin ausreichend Zeit für die Familie nehmen kann, liegt auch an ihrer Anstellung in der Praxis von Dr. Regina Beverungen in Höxter-Lüchtringen. „Die Anstellung ist für mich ein idealer Einstieg in den Beruf. Gleichzeitig bietet sie mir die Möglichkeit, auch ein Familienleben mit meinem Ehemann und unserer kleinen Tochter zu führen“, resümiert die junge Frau.

Schon früh stand für Maike Stein ihr Berufswunsch fest: „Ich war damals felsenfest davon überzeugt, Lehrerin zu werden“ lacht sie. Doch während eines halbjährigen Auslandsaufenthaltes in den USA bröckelte dieser Berufswunsch. „Meine Gastmutter in West Virginia war Kinderärztin. Das hat mir imponiert und mich darauf gebracht, selbst in diese Richtung zu gehen. Mein Abitur am KWG Höxter war entsprechend gut, deshalb stand diesem Berufswunsch auch nichts im Weg.“ Gesagt, getan. Das war 2004. Heute ist sie Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin und Fachärztin für Allgemeinmedizin.

Nach dem Studium und der Promotion in Münster ging es für Maike Stein wieder zurück nach Höxter an das St. Ansgar Krankenhaus, wo sie einen Teil der Weiterbildung in der Kinder- und Jugendmedizin absolvierte: „Das Umfeld in Höxter war für mich ideal, meine Weiterbildung regional konzentriert zu durchzulaufen.“ Ab 2014 folgten zwei anstrengende Jahre mit der Doppelbelastung als Ärztin in Weiterbildung für Kinder- und Jugendmedizin in einer Praxis in Höxter sowie als Ärztin für Allgemeinmedizin in der Praxis von Dr. Beverungen in Höxter-Lüchtringen. Ein arbeitsintensives Programm, das sie erfolgreich abschloss.

Die Praxis von Dr. Beverungen ist auch Lehrpraxis der Uni Göttingen und der Uni Bochum. Den neuen Medizinstudiengang an der Uni Bielefeld verfolgen die beiden Ärztinnen mit Interesse. „Nachwuchsförderung und die Motivation für eine Niederlassung in ländlichen Gebieten sind für unsere Praxis wichtige Bausteine. Wir weisen die angehenden Mediziner, die bei uns ihre Praktika, die Famulatur oder einen Teil des Praktischen Jahres absolvieren, auf die Vielfalt der Möglichkeiten ihrer späteren Laufbahn hin. Viele scheuen sich vor den Kosten einer eigenen Praxis und streben deshalb eher die Anstellung in einer Klinik an. Aber auch Gemeinschaftspraxen auf dem Land oder der sanfte Einstieg über eine Anstellung in einer Praxis ermöglichen mehr Freiraum und weniger Bürokratie für den einzelnen“, gibt sie als einen tendenziellen Einblick in die Zukunft der ärztlichen Versorgung.

„Während meiner Ausbildung und als praktizierende Kinderärztin habe ich aber auch immer wieder festgestellt, dass die Eltern in ländlichen Regionen gelassener reagieren als in der Großstadt. Das liegt vielleicht auch an der Familienstruktur, bei der die Großeltern die Erfahrungen beisteuern und mit Rat und Tat zur Seite stehen“, berichtet sie. Ärztin auf dem Land zu sein ist für Dr. Maike Stein aber auch eine Frage des eigenen Engagements. „Da es tendenziell mehr weibliche Medizinstudierende gibt, ist die Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Freizeit im späteren Berufsleben ein ganz wichtiger Faktor,“ ist sie überzeugt. Diese Vereinbarkeit ist auf dem Land in besonderem Maße gegeben. „Ich denke z.B. an das vielfältige kulturelle Angebot, nicht zuletzt verbunden mit dem Weltkulturerbe Corvey, natürlich die vielen Sportmöglichkeiten und der hohe Erholungswert der abwechslungsreichen Landschaft.“ Zu den Vorteilen des Landlebens gehört für sie aber auch ganz klar Anschluss zu finden und ein funktionierendes Netzwerk aufbauen zu können. Der eine kennt den anderen und Menschen mit gleichen Interessen finden schneller zueinander. „Der Buschfunk funktioniert hier sehr gut“, ist sie überzeugt.

Darum engagiert sie sich auch mit anderen Frauen im Ladies’ Circle 64 Höxter-Holzminden, der sich mit Aktionen wie dem Charity-Frühstück oder einem jährlichen Weinfest für lokale und internationale soziale Projekte einsetzt. „Man kann sich nicht darauf verlassen, das andere schon fürs Entertainment sorgen. Da muss man selbst aktiv werden und etwas auf die Beine stellen. Auf dem Land hat man aber beste Chancen, schnell Unterstützer dafür zu finden!“

Foto: Irina Jansen